Es ist unbestritten, dass auf unserem Campus in Garching viele engagierte Teams darum bemüht sind für die Zukunft der Menschheit wichtige Erkenntnisse aus Forschung und Technik längerfristig zu generieren. Nichts desto trotz braucht Forschung aber auch Verlässlichkeit in Form von fest etablierten Regulatorien, die den Bürger*innen Garchings und den umliegenden Gemeinden Sicherheit geben. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser! Mangelnde Erklärungen zum Hergang ungewollten C14 Emission und große Zeitspannen zwischen Ereignis und Information machen Angst. Informationen, die nicht umgehend, sondern erst nach Wochen bekannt werden, tragen nicht zu einer transparenten vertrauensvollen Zusammenarbeit und einem Verständnis bei der Bevölkerung und den umliegenden Gemeinden bei. Fakt ist, dass bereits im April 2020 die erlaubte Jahresmenge des radioaktiven Isotops C14 um 15% überschritten wurde und die Bevölkerung und umliegenden Gemeinden, wie Eching und Dietersheim darüber nicht informiert wurden.
Strahlung macht aber nicht halt vor Gemeinde- oder Stadtgrenzen. Es ist auch sehr naiv und für meinen Geschmack unpassend, die Menge der entwichenen radioaktiven Luft mit der geringen Strahlung einer Banane zu vergleichen. Vielmehr geht es darum, dass während eines Trocknungsversuches versehentlich versäumt wurde, eine Abscheideeinheit anzuschließen und es so dann dazu kam, dass diese radioaktive Luft direkt in die Lüftung eingeleitet wurde und so nach außen dringen konnte. Eine standardisierte Ausbreitungsrechnung ist für mich wenig beruhigend bei einer Halbwertzeit von 5730 Jahren. Diese Radioaktivität wird es also noch die nächsten Tausende von Jahren geben und verteilt sich dabei sicher nicht „nur“ auf dem Campusgelände. Zusätzlich zu unserem täglichen Bananenkonsum haben wir leider auch noch mit den Strahlungen der Vergangenheit zu kämpfen. Ich spreche von den sogenannten „natürlichen Hintergrundstrahlungen“ die wir bereits aus den Atombombentests der Fünfziger Jahre kennen und des Vorfalles aus Tschernobyl. Die Dosis macht bekanntlich das Gift und radioaktive Strahlung wirkt sich nun einmal auch in kleinster Dosierung negativ auf das Erbgut aus, von dem erhöhten Krebsrisiko ganz zu schweigen.
Wie gesagt, Forschung auf alle Fälle, jedoch transparent und mit einem verlässlichen Sicherheitskonzept. Schließlich wurde bereits im November 2012 ein laufender Reaktorzyklus abgebrochen, wegen zu hoher C14 – Emission. Die kontrollierende Behörde, das Bundesamt für Strahlenschutz hatte meiner Recherche zufolge bereits damals angeregt, eine Rückhaltevorrichtung für das C14 zu etablieren. Regelmäßige Monitoringmessungen sollten ebenso für mehr Sicherheit sorgen. Beide Ideen haben offensichtlich im Frühjahr 2020 nicht optimal funktioniert und das berechtigt mich als Stadträtin auch dazu nachzufragen „warum“? Den Vorwurf diesen Vorfall dadurch aufbauschen zu wollen kann ich nur kopfschüttelnd von mir weisen. Welche Bedeutung dieser Vorfall tatsächlich hatte wird auch dadurch klar, dass er nach in Kenntnisnahme der TU als „Eilt“ – Ereignis eingestuft wurde. Dazu muss man wissen, dass es in den vergangenen vier Jahren deutschlandweit nur vier „Eilt“ – Ereignisse bei insgesamt weit über 250 meldepflichtigen Ereignissen im Bereich atomarer Forschung gegeben hat. Interessant ist auch die Äußerung bei der letzten Stadtratssitzung, worin selbst die Betreiber nicht glauben, so schnell wieder „normal“ in Betrieb gehen zu können (dürfen). Es bleibt also weiter interessant zu erfahren, warum der Zwischenfall erst zwei Wochen später, nach einer quartalsmässigen Messung bemerkt wurde. Banane hin oder her!
Ein Kommentar von Daniela Rieth
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