Am 9.1 fand das Podiumsgespräch der Grünen in Garching zum Thema “Verkehrswende – Chancen und Risiken der Digitalisierung” mit Prof. Dr. Thomas Hamacher (TUM, Lehrstuhl für Erneuerbare und Nachhaltige Energiesysteme) und Dieter Janecek (MdB BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) statt. Moderiert wurde der Abend vom Landratskandidaten der Grünen im Landkreis, Christoph Nadler. Konsens war, dass die Digitalisierung im Verkehr dabei viele Chancen und Möglichkeiten bietet, aber von einem entsprechenden Ordnungs- und Planungsrahmen begleitet sein muss.
Herr Prof. Hamacher konnte vor allem aus seiner Forschung zur Verkehrsplanung und Digitalisierung in Singapur berichten. Die großen Fortschritte im Bereich der Mobilität finden im Moment vor allem in Asien statt, da die Bevölkerungsdichte in den dortigen Großstädten eine auf motorisiertem Individualverkehr basierende Mobilität schlicht unmöglich macht.
Darin sieht man bereits, dass Mobilität und Verkehrsplanung stark von Siedlungspolitik abhängt. Nachdem der Zuzug in Ballungsräume nicht zu stoppen sei, wünscht sich Prof. Hamacher auch bei uns eine stärkere Verdichtung, die ökologisch nachhaltiger ist und einen besseren ÖPNV ermöglicht. Durch eine geschickte Städteplanung wie in Singapur könne dies sogar mit einem Mehr an Naturerfahrung und sozialem Austausch einhergehen. Ganz konkret hätte er sich in den Garchinger Neubaugebieten mehr Stockwerke gewünscht und betonte mehrmals den Wunsch nach bezahlbaren Studentenwohnheimen mit kurzen Wegen am Campus. Außerdem würde er sich über einen Ausbau der Garchinger Fahrradwege freuen, damit sich Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen nicht mehr die Gehwege teilen müssen, und eine Verbesserung des Fahrradwegs entlang der U-Bahn nach München.
Durch die Digitalisierung erhofft Herr Prof. Hamacher sich bei uns einen besseren Informationsfluss von z.B. der Bahn zum Kunden und eine datenbasierte, bedarfsgerechte Planung des ÖPNVs, denn nur ein ausgelasteter ÖPNV hilft tatsächlich der Umwelt. Dabei könnten insbesondere selbstfahrende Busse, wie sie auch am Campus getestet werden sollen, als flexible Zubringer eine wichtige Rolle einnehmen. Im Moment besteht allerdings leider das Problem, dass bei uns zwar Google, nicht aber die Verkehrsplaner*innen die nötigen Daten besitzen. Hier sind die Gemeinden und die Politik gefragt Möglichkeiten zu schaffen, um diese Daten den entsprechendne Stellen unter Berücksichtigung des Datenschutzes zur Verfügung zu stellen.
Große Hoffnungen setzt er auch in einen rationaleren Umgang mit dem Thema Automobil durch die Digitalisierung. Das Auto sei seit seiner Einführung eng mit der Rolle als Statussymbol und Rennauto verknüpft, was, etwa durch den SUV Trend, heute unsere Klimaziele gefährdet. Durch Fortschritte wie selbstfahrende Autos und car-sharing könne diese Verbindung aufgebrochen, und das Auto zu einem unter vielen möglichst effizienten Mittel werden, um von A nach B zu kommen.
Vorbild für Dieter Janecek ist die Fahrradstadt Kopenhagen, die auch kulturell und von der Besiedlungsstruktur näher an München liegt als asiatische Megastädte. Zentral für eine erfolgreiche Verkehrswende sei die Verschiebung von Investitionen und Flächen vom Auto hin zum ÖPNV und Radverkehr. Zwar werde in dünner besiedelten Regionen auch zukünftig das Auto eine wichtige Rolle spielen, dass in München aber 13% der Fläche für Parkplätze verwendet wird ist weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Der von den Grünen mitinitiierte Radentscheid München wird hier hoffentlich Veränderungen anstoßen.
Als Bundestagsabgeordneter mit Schwerpunkten in Digitalisierung und Verkehr sieht Dieter Janecek auch verschiedene Risiken. Zum einen können Dienste wie Uber oder selbstfahrende Autos zu mehr Verkehr und Stau führen, wie sich im Falle von Uber bereits in amerikanischen Städten nachweisen lässt. Deswegen braucht es begleitend zur Einführung neuer Technologien eine Raumneuordnung zwischen den Mobilitätsformen mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Gemeinwohl.
Zum anderen liegt die Kontrolle über neue Mobilitätsplatformen zur Zeit oft in der Hand großer Konzerne, was zu einem Kontrollverlust über persönliche Daten, einem zersplitterten, unattraktiven Angebot und einer rein finanziellen Zielsetzung führt. Deswegen spricht er sich dafür aus, dass die Organisation der Angebote über eine zentrale, städtische Plattform bzw. App laufen muss. Insbesondere können dadurch Kriterien wie Nachhaltigkeit und Datenschutz stärker berücksichtigt werden.
Insgesamt schaut Dieter Janecek optimistisch in die Zukunft, nachdem sich in den letzten zwei Jahren seiner eigenen Erfahrung nach bereits viel bewegt hat. Das betrifft sowohl ein wachsendes Umweltbewusstsein in der Zivilgesellschaft als auch eine große Bereitschaft in Teilen der Industrie zum digitalen und ökologischen Wandel. Gleichzeitig machen die Wahl- und Umfrageergebnisse der Grünen Druck auf die anderen Parteien.
Diesen Druck wollen wir natürlich auch bei der kommenden Kommunalwahl aufrecht erhalten und uns dann in Stadtrat und Kreistag weiter für eine grüne, digitale Verkehrswende einzusetzen!
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Garching