Hohe Grundwasserstände im ehemaligen Auenbereich der Stadt Garching

Ein offener Brief von Herrn Walter Kratzl an das Wasserwirtschaftsamt München und Herrn Landrat Christoph Göbel zu dem Bericht des Wasserwirtschaftsamt München vom 2.1.2024.

Downloads: Bericht des Wasserwirtschaftsamt München und Brief von Herrn Kratzl mit Anhängen.


Garching den 08.01.2024

Walter Kratzl
Mühlgasse 12b
85748 Garching

 

Sehr geehrter Herr Marian Gärtner,
Sehr geehrter Herr Landrat Christoph Göbel

Herr Gärtner, vielen Dank für ihren Bericht über die hohen Grundwasserstände der Stadt Garching, vom 02.01.2024.

Dieser fachlich qualifizierte Bericht gibt interessante Aufschlüsse über Zusammenhänge und Ursachen der Grundwasserbildung im Bereich des ehemaligen Isar-Flussbett-Verlaufs.

Dennoch sind einige Argumente sehr lückenhaft. (bewusst oder unbewusst?)

Folgende Argumente sehe ich für die Grundwasser-Geschädigten, deren Keller infolge des Grundwasseranstiegs vollgelaufen sind als wichtig an.

zu2) Absatz 5

Am Isar-Schleißheimer Kanal wurde am 14.12.23 eine Abflussmessung am sogenannten Knie durchgeführt.

Anmerkung: Dieser Bereich, vom Beginn des Kanals bis zum Knie ist für die vollgelaufenen Keller in Garching nur am Rande interessant. Wasser das in diesem Bereich vom Kanal ins Grundwasser sickert, wird weitgehend, östlich der Häuser an Garching vorbeifliesen.

Im kritischen Bereich, vom Knie bis zur Staatstraße 2350 wurden keine Messungen durchgeführt. Dieser Bereich liegt genau parallel zu den GrundwasserGeschädigten Garchingern. Auch die Fluss Richtung des Grundwassers trifft genau auf die betroffenen Häuser (siehe Anlage).

Hieraus den Schluss zu ziehen, der Kanal wäre dicht, ist schon mehr als gewagt. Das Wasserwirtschaftsamt hat keine Belege dafür, dass in diesem Bereich kein Wasser ins Grundwasser sickert.

Es wird immer Wasser aus dem Kanal versickern, die Frage ist nur, wieviel.

Messunsicherheit:

Da die Strömungsverhältnisse bei Messungen am Beginn des Schleißheimer Kanals und am Knie, sehr unterschiedlich sind, am Beginn, ein reißender Kanal, am Knie sehr niedere Fließgeschwindigkeit, ist die Messgenauigkeit sehr eingeschränkt. (laminare, oder turbulente Strömung?) Die Messunsicherheit dürfte, auch bei kalibrierten Messgeräten, (was noch nachzuweisen wäre) bis zu 20% betragen. Auch die Querschnittsberechnung des Flußbetts ist fehlerbehaftet.

Daraus zu schließen, der Kanal sei dicht, sehe ich als eine reine Hypothese an.

Ursachenfindung:

Da der Kanal außergewöhnlich voll ist, wird in den oberen Randbereichen auch außergewöhnlich viel Wasser versickern.

Der Grundwasserstand war in der schlechten Wetterlage, am 08.12.23, 1,15 m über Normal. (gemessen an meinem Sickerschacht in der Mühlgasse 12b). Am 05.01.24 war er auf 80 cm über Normal, gefallen. Bis heute, den 08.01.24 ist er wieder um 10 cm gestiegen.
Noch ein bis 2 Tage, bei dieser Wetterlage und das Wasser wird wieder in meinen Keller laufen.

Der Grundwasserpegel reagiert in unserem Bereich sehr schnell auf die Wetterlage. Die verbliebenen 80 cm nach der Wetterbesserung sind aber nicht auf das Wetter allein zurückzuführen. Vielmehr kann der Verdacht nicht ausgeräumt werden, dass Sickerwasser vom Kanal hier einen beachtlichen Einfluss hat.

Es wäre so einfach, das zu beweisen. Das Wasserwirtschaftsamt bzw. das Landratsamt könnten eine merkliche Absenkung des Kanals veranlassen. Bereits an den nächsten Tagen würde man am Stand des Grundwassers sehen, welchen Einfluss das auf den Grundwasserspiegel hätte. Auch wenn der Wasserstand nur gering (unter den Kellerboden)sinken würde, wäre bereits vielen Geschädigten geholfen..

Eine weitere Strömungsmessung im kritischen Bereich bis zur Staatsstraße könnte dann entfallen.

Dass Sie, Herr Gärtner, trotz anderer Ansicht, an das Landratsamt mit der Bitte herangetreten sind, das Wasser, wenn auch nur aus psychologischen Gründen, dennoch abzusenken, empfinde ich positiv.

Auch dass Herr Landrat Christoph Göbel, nach Garching kam um die Situation mit eigenen Augen zu betrachten wurde sehr positiv von den Betroffenen aufgenommen.

Umso enttäuschender ist jetzt, dass sich das Landratsamt in erster Linie durch Nichts-Tun hervorhebt.

Herr Christopher Schuhknecht vom LRA München, bezieht sich in einem Brief an Frau Howell u.a. darauf, dass in den Gewässern, die per Bescheid festgelegten Mindestmengen abgegeben werden.

Dass dieser, bis an den Rand gefüllte Kanal, der Mindestmenge entspricht, klingt mehr als absurd. Was wäre dann die Höchstmenge?
Im Sommer war derselbe Kanal nur bis zur Hälfte voll.

Ein Absenken des Wasserstands um ca. die Hälfte würde eine sofortige Antwort bringen. Es würde nichts kosten, keine Schäden verursachen, sondern nur Gewissheit bringen. Hier zeigt der Bürokratismus wieder mal seine volle Wirkung Stattdessen lässt man die betroffenen Grundwassergeschädigten alleine in ihren Kellern Wasser auspumpen. Von den Schäden die dadurch noch entstanden sind, gar nicht zu sprechen.
Es grenzt schon an unterlassene Hilfeleistung oder gar Vorsätzlichkeit, das nicht zu tun.
Wenn das Wetter noch 2 bis 3 Tage so anhält, werden auch Leute bei denen der Grundwasserspiegel zurückgegangen ist wieder zu pumpen anfangen müssen.

Nun hätte ich eine große Bitte an Herrn Marian Gärtner und Herrn Landrat Christoph Göbel:

Ich bitte Sie, auch im Interesse der vielen Grundwassergeschädigten Garchinger, eine sofortige und merkliche Absenkung des Schleißheimer Kanals zu veranlassen.

Die Garchinger Grundwassergeschädigten werden es Ihnen danken.


Mit freundlichen Grüßen

Walter Kratzl

 

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