2. Verkehr und Stadtentwicklung

In Kürze
  • Gesamtverkehrskonzept mit kurzen Wegen und öffentlichem Nahverkehr
  • Priorität für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen
  • Autofreie Schulwege
  • Interkommunale Rad(schnell)wege
  • MVG, Stadtumlandbahn und Seilbahnbaubau unterstützen
  • Keinen weiteren Ausbau der B471!
  • Kontrolliertes, moderates Wachstum für Garching
  • Mehr zentrale Einkaufsmöglichkeiten schaffen
  • Infrastruktur in Hochbrück verbessern
  • Güterbahnhof im Gewerbegebiet ausbauen
  • Gut erreichbaren neuen Standort für den Wertstoffhof

 

2.1. Mobilität und Verkehr umweltfreundlich und sicher gestalten

Mobilität ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. In Anbetracht der schwerwiegenden, globalen Klimaveränderungen muss dabei die Reduzierung der durch den Verkehr verursachten CO2 -Emissionen oberstes Ziel jeder Verkehrsplanung sein.

2.1.1. Innerörtliches Gesamtverkehrskonzept entwickeln

Wir sehen in der Kommunalpolitik einen großen Handlungsbedarf. Die Leitlinie der Grünen in Garching ist es, eine „Gemeinde der kurzen Wege“ durch entsprechende Maßnahmen zu fördern und den motorisierten Individualverkehr so gut wie möglich zu ersetzen. Auch der Verkehr aus der und in die Stadt und durch sie hindurch muss vorrangig durch öffentlichen Nahverkehr ermöglicht werden. Den vorhandenen Verkehr auf Umgehungsstraßen umzuleiten ist ein wichtiges Ziel für die Verkehrsberuhigung in der Stadt selbst, kann aber nicht die grundsätzliche, problematische Verkehrssituation verbessern.

Wir fordern ein schlüssiges, innerörtliches Gesamtverkehrskonzept, das Fußgänger*innen und Radfahrer*innen innerorts, zur Hochschule und zum Gewerbegebiet Vorrang gegenüber dem Auto einräumt. Um die Attraktivität der Fahrradmobilität zu erhöhen ist es nicht nur wichtig, Radwegeverbindungen sicher, direkt und qualitativ hochwertig zu gestalten. Auch das Angebot diebstahlsicherer, nutzerfreundlicher und überdachter Fahrradabstellplätze in ausreichender Anzahl spielt eine entscheidende Rolle. Vorhandene minderwertige Abstellanlagen auf öffentlichem Grund (sogenannte Felgenkiller) sind entsprechend umzurüsten. Wir setzen uns dafür ein, dass an den U-Bahnstationen, am Rathaus sowie vor dem Bürgerhaus Lademöglichkeiten für Pedelecs geschaffen werden, um den Umstieg vom Auto aufs Rad für Pendler*innen noch attraktiver zu machen.

Die Bedürfnisse von weniger mobilen Bürger*innen mit Gehhilfen oder Rollstühlen und die steigende Nutzung von Pedelecs, E-Bikes und E-Scootern sowie Lastenrädern und Kinderfahrradanhängern muss bei künftigen Verkehrsplanungen unbedingt berücksichtigt werden. Es ist zu beobachten, dass innerhalb Garchings viele Radfahrer*innen die Gehwege benutzen, meist weil sie sich auf der Fahrbahn nicht sicher fühlen. Radverkehr auf Gehwegen ist jedoch keine Lösung. Das dadurch resultierende Gemengelage von Radfahrer*innen und Fußgänger*innen auf Gehwegen aufgrund eines fehlenden Ausbaus von Radwegen gefährdet alle Verkehrsteilnehmer*innen.

Der Schulweg unserer Kinder muss durch vorausschauende Quartiersplanung und umfangreiche Ausschilderung sicherer und autofrei werden.

2.1.2. Interkommunalen Radverkehr unterstützen

Auch wollen wir schnelle, interkommunale Radverbindungen, um Pendler*innen zu motivieren, verstärkt aufs Fahrrad umsteigen. Dazu ist es erforderlich, jede der Nachbargemeinden (Unter- und Oberschleißheim, Ismaning, Neufahrn, Eching und München) mit mindestens einer schnellen Radverkehrsverbindung anzubinden, asphaltiert, direkt und ausreichend breit (Mindestbreite entsprechend der ERA – Empfehlungen für Radverkehrsanlagen). Wassergebundene, d.h. nicht asphaltierte, Radwege sind regelmäßig instand zu halten.
Wir wollen verstärkt für den Radverkehr durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen werben, um dessen Akzeptanz weiter zu erhöhen. Die Aktion „Stadtradeln“ ist zwar publicityträchtig aber nur ein erster Schritt.

2.1.3. MVG-Angebot ausweiten

Die Planung der öffentlichen Verkehrsmittel ist vor allem Aufgabe des Landkreises und lässt sich daher durch den Stadtrat kaum beeinflussen. Mit guter interkommunaler Zusammenarbeit und einer starken GRÜNEN Kreistagsfraktion wollen wir jedoch unser bestmöglichstes tun.

Das verbesserte MVG-Angebot soll weiter ausgebaut werden, z.B. mit einer Erweiterung des 10 Minuten-Taktes der U-Bahn werktags in den Abendstunden bis 20:30 Uhr und einer Beschleunigung des Busverkehrs. Angesichts der vielen jungen Menschen, die in Garching leben, sehen wir die Integration Garchings in das Nachtliniennetz der MVG zwingend erforderlich. Die derzeitige Situation, dass zwischen der letzten und ersten U6 Richtung Garching über drei Stunden liegen ist gerade für junge Leute unbefriedigend.
Die Verlängerung der U6 nach Neufahrn und perspektivisch auch zum Flughafen, die Planungen alternativer Verkehrsanbindungen wie einer Stadtumlandbahn oder auch Seilbahnen, ist aus unserer Sicht unabdingbar um der chronischen Verkehrsüberlastung entgegenzutreten und muss deshalb von der Stadt unterstützt werden.

2.1.4. Autoverkehr eindämmen

Den bevorstehenden vierspurigen Ausbau der B 471 zwischen Garching und Aschheim/Ismaning lehnen wir wegen des damit verbundenen enormen Flächenverbrauchs und der Zerstörung wertvoller Naturräume ab. Zumal dadurch nur noch mehr Verkehr generiert würde, der entweder über die A99 laufen sollte oder durch öffentliche Verkehrsmittel effizienter gestaltet werden muss, statt durch Individualfahrten. Zwischen den Autobahnanschlussstellen Garching Süd und Aschheim/Ismaning wollen wir ein LKW-Fahrverbot für LKW über 7,5t.
Um die Umstellung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auf E-Mobilität zu befördern, setzen wir uns für den Ausbau der erforderlichen Ladeinfrastruktur im Garchinger Stadtgebiet ein.

2.2. Stadtentwicklung

2.2.1. Moderates Wachstum anstreben

Garching sollte künftig kontrolliert und moderat wachsen und nicht dem Siedlungsdruck im Speckgürtel Münchens nachgeben. Mit dem Ausbau der Kommunikationszone, der Autobahnsiedlung und dem Wohngebiet am Schleißheimer Kanal sowie der Bebauung am Bürgerpark wird in den kommenden Jahren Wohnraum für rund 5.000 Bürger*innen entstehen. Der dadurch erforderliche Ausbau der Infrastruktur stellt für die städtischen Finanzen eine große Herausforderung dar. Dabei ist es wichtig, die Probleme der Verkehrsinfrastruktur und der Energiewende in Garching zu lösen. Einer maßvollen Nachverdichtung bereits bestehender Wohngebiete stehen wir positiv gegenüber. Grundsätzlich sehen wir den Geschosswohnungsbau als platzsparende und nachhaltige Option für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum als erstrebenswert an.

Wichtig ist, dass moderates Einwohnerwachstum die Infrastruktur auch zeitlich so entwickeln lässt, dass Garching weiterhin eine liebenswerte Heimat für alle Garchinger*innen bleibt.
Auch bei einem moderaten Bevölkerungswachstum muss berücksichtigt werden, dass es genügend Plätze in Garchinger Schulen gibt. Außerdem sollte das Bildungsangebot entsprechend differenziert sein, um den diversen Bedürfnissen jedes Einzelnen möglichst gut gerecht zu werden. Der Bau einer Realschule in Garching sollte deshalb von der Stadt unterstützt und als Ziel beim Landkreis durchgesetzt werden.

2.2.2. Einkaufsmagnet in der Ortsmitte schaffen

Besonders durch die Nähe durch München fällt es vielen Geschäften schwer, in Garching zu bestehen. Verstärkt wird dies durch große Ketten, die am Ortsrand für viele Menschen nur mit dem Auto zu erreichen sind. Die Garchinger Verkehrsinfrastruktur ist bereits überlastet. Um dem entgegen zu wirken, sind auch in der Stadtentwicklung die richtigen Prioritäten zu setzen und etwa kurze Einkaufswege zu ermöglichen.

Statt weiterem Flächenfraß am Ortsrand ist eine Belebung des Ortskerns sowie eine attraktive Gestaltung dessen geboten. So planen wir, die Fußgängerzone in Richtung Postgut gegenüber dem Maibaum zu erweitern. Investoren soll die Möglichkeit eröffnet werden, eine zentrale Einkaufsmöglichkeit (wie Kaufhaus) im Zentrum zu errichten für ein breites und attraktives Angebot an Bekleidung, Sport- und Haushaltswaren. Gerade für derartige Waren gibt es in Garching – im Gegensatz zum Lebensmittelhandel – viel zu wenig bis gar kein Angebot. Wenn die Garchinger*innen Waren des täglichen Bedarfs in Garching kaufen können und damit nicht mehr gezwungen sind, dafür nach München fahren oder online zu bestellen, werden auch die anderen Läden im Ortszentrum davon profitieren. Das ist gut für Mensch und Umwelt gleichermaßen!

2.2.3. Stadtteil Hochbrück stärken

Immer mehr Menschen leben im Garchinger Stadtteil Hochbrück, der durch den Bau der Wohnsiedlung am Schleißheimer Kanal erneut wachsen wird. Während dieser durch die U-Bahn öffentlich sehr gut angebunden ist, fehlt es dort in vielerlei Hinsicht an Infrastruktur. Dies soll sich durch den Ausbau der Hochbrücker Vereinsräumlichkeiten verbessert werden. Auch die bedarfsgerechte Ansiedlung von einer Apotheke, Ärzten sowie Einkaufsmöglichkeiten unterstützen wir.

2.2.4. Gewerbegebiet Hochbrück aufwerten

Garching verfügt über eines der größten Gewerbegebiete im Landkreis. Die Ansiedlung von Speditionen, verkehrsintensivem Gewerbe und Abfallentsorgern in der Vergangenheit verursacht auch heute noch enormen zusätzlichen LKW-Verkehr. Dieser stellt auch eine Gefahr für Radfahrer*innen entlang der B471 dar.

Neue Gewerbegebiete sind deswegen aus unserer Sicht in absehbarer Zukunft nicht nötig. Wir setzen uns jedoch für eine weitere Aufwertung des Gewerbegebiets durch qualitativ hochwertige und ökologisch zukunftsfähige Arbeitsplätze ein. Mit der Nähe zum Forschungscampus bietet Garching hierfür gute Voraussetzungen. Um die Attraktivität des Gewerbegebiets für entsprechende Unternehmen noch weiter zu verbessern, den bereits genannten LKW-Verkehr zu reduzieren und das Klima zu schützen, werden wir uns für den Ausbau eines kleinen Güterbahnhofs einsetzen. Die Schienenanbindung an das Gewerbegebiet ist zudem bereits gegeben und wird unter anderem von einem Automobilhersteller bereits genutzt.

Bauhof und Wertstoffhof haben neben dem Römerhof nicht mehr ausreichend Platz. Wir streben einen einfach zugänglichen und mit dem Lastenrad gut zu erreichenden Wertstoffhof an. Den momentan im Gespräch befindlichen Bauplatz im Norden an der Autobahn halten wir in jeder Hinsicht für ungeeignet.

2.2.5. Kommunikationsinfrastruktur

Wir unterstützen den Ausbau des Mobilfunknetzes sowie eine vollständige Abdeckung der Garchinger Innenstadt durch ein kostenloses und leistungsstarkes WLAN-Netz unter der Prämisse der Minimierung der Strahlenbelastung. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass der Großteil der Belastung durch die Endnutzergeräte zustande kommt. Ein besserer Empfang durch mehr Mobilfunkmasten reduziert dadurch die effektive Belastung. Eine reine Verstärkung der Funkleistung bestehender Anlagen, wie in Garching beschlossen, halten wir in dieser Hinsicht nicht für zielführend.