Update zur Baumfällaktion

In der letzten Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses am 1.12.2020 wurde zum zweiten Mal über die Fällung von Bäumen im Garchinger Stadtgebiet beraten und diesmal auch ein Entschluss gefällt: mit wenigen Streichungen sollen die Bäume gefällt werden.

Das Engagement der Fraktion der GRÜNEN und einiger Stadträt*innen anderer Fraktionen konnte also keine Mehrheit für sich finden.

Stadträtin Felicia Kocher neben Plantane #466 bei unserer ersten, selbst organisierten Besichtigung der zu fällenden Bäume.

Die Bauamtsleitung führte als Grund für die nunmehr beschlossene Abholzaktion hauptsächlich die Verkehrssicherungspflicht der Stadt an, und wer denn die Verantwortung übernehmen würde, „wenn was passiert“.  Dabei wurde auf die schriftliche Anfrage des GRÜNEN Stadtrats Adolf mündlich ausgesagt, dass es in den letzten Jahren keinen einzigen Haftpflichtfall wegen Wurzelaufwürfen, geschweige denn ein Strafverfahren gegeben hat! Damit ist selbst das scheinbare Totschlagargument der Verkehrssicherungspflicht nicht stichhaltig und es zeigte sich, dass bei weitem nicht alle der anfänglich geplanten Fällungen wirklich notwendig sind.

An viele Stellen fehlte einfach der Wille, die Bäume zu erhalten. Schließlich kann man die Wegeführung an vielen Stellen verändern, Parkplätze umplanen oder die Straßen zugunsten der Bäume verschmälern – dies kann in Wohngebieten sogar den zusätzlichen Effekt haben, dass der Verkehr ausgebremst wird. Diese Vorschläge wurden bei der Ortsbesichtigung des Stadtrats auch von der Verwaltung nicht abgetan.

Besonders enttäuschend ist es daher, dass die von vielen Stadträt*innen eingebrachte Kritik im Endeffekt nichts am Abstimmungsverhalten geändert hat und auch der Garchinger Vorstand des Bundes Naturschutz seine Stimme in der Öffentlichkeit nicht nutzte.

Dass auch Nachpflanzungen nicht den Effekt eines ausgewachsenen Baumes erzielen können, zeigt eine Stellungnahme des bayerischen LfU, die besagt, dass für einen stattlichen Baum ca. 200 Jungbäume nachgepflanzt werden müssten, um dessen Wirkung zu erfüllen.

Gerade die großgewachsenen Platanen im gesamten Stadtgebiet (z.B. Königsbergerstr., Riemerfeldring), die nun gefällt werden, trugen und tragen beträchtlich viel Positives zum Garchinger Stadtbild aber vor allem zur Bekämpfung unserer Luftverschmutzung bei. Zudem sind große, gesunde Bäume unersetzlich, um in immer heißer werdenden Sommern das Stadtklima abzukühlen. Dies ist gerade im Stadtkern und an vielbefahrenen Straßen ein guter und sinnvoller Dienst.

Auf GRÜNEN Druck in der Öffentlichkeit hin zeichnet sich nun zumindest an einigen Stellen im Stadtgebiet ein abgewogeneres Verhalten der Verwaltung bzw. des Bauhofes ab. So wurden mitunter Straßenabschnitte und Bereiche um Gullys saniert bzw. geebnet, ohne in die gewachsenen Strukturen der Bäume einzugreifen. Das freut uns und wir hoffen und setzen auf ein solches Vorgehen auch an weiteren Stellen in Garching.

Dennoch ist und bleibt die Entscheidung, die meisten Bäume zu fällen, eine Fehlentscheidung, die wir auch in den kommenden Jahrzehnten nicht einfach rückgängig machen können.

Siehe auch: Willkürliche Baumfällungen? Das muss nicht sein, Herr Dr. Gruchmann!

 

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